1955-1974
Vom Schiffsjungen zum Kapitän (A4 - Kleine Fahrt I / 1964), in nur 9 Jahren, das war mein Werdegang nach dem Start ins Berufsleben im Jahre 1955.
Durch internationale Gesetzesänderungen wurde 1970 aus dem Kapitäns-Patent A4 das AK mit gleichen Befugnissen, das Kapitäns-Patent AM neu eingeführt
und das Kapitäns-Patent A6 in AG ebenfalls mit gleichen Befugnissen geändert.
1972/1973 erfolgte bei mir dann ein Upgrade von AK auf AM (Kapitän auf mittlerer Fahrt) , verbunden mit einem nochmaligen Schulbesuch (2 Semester
verkürzt für befahrene A4/AK Patentinhaber - regulär 4 Semester) an der FHS für Nautik in Bremerhaven.
Nun aber der Reihe nach und von Anfang an:
1955 - Die Zeit nach dem Schulabschluss bis zum Ausbildungsbeginn auf dem Priwall in Lübeck - Travemünde verbrachte ich als Hilfskraft in einem namhaften
Fotolabor (meine Mutter war mit der Leiterin eng befreundet) in Braunschweig.
Die Einberufung zur Schiffsjungenschule auf dem Priwall erfolgte zum 06.08.1955, mein Freund Jörg musste sich noch bis zum Dezember in Geduld
fassen.
Vom 06.08.55 bis zum 04.11.55 habe ich dann mit Erfolg an einem Lehrgang (seemännische Grundausbildung) an der Landausbildungsstätte für den
seemännischen Nachwuchs "PRIWALL" in Lübeck - Travemünde teilgenommen als Mitglied der Stb.-Wache unter dem Ausbilder Kapt. Kuhnen.
Ein Teil der Priwall - Ausbildung erfolgte im 1. Lehrgangsdrittel auch auf dem damals in Travemünde aufliegendem SSS PASSAT (ging Ende 09/55
- Anfang 10/55 wieder in Fahrt) und blieb es bis zum Untergang des SSS PAMIR im Herbst 1957.
Sicherlich war auch mit ein Grund dieser Teil-Ausbildung auf einem Segelschulschiff mit, dass jeweils 10 Priwall-Absolventen jeden Lehrgangs
vorgemerkt wurden für den späteren Einsatz als Kadetten auf einem der beiden Segelschulschiffe. Bis 1958 war für die Matrosenprüfung und den
Seefahrtschulbesuch eine 6 monatige Fahrzeit auf einem Segelschiff (ersatzweise Küstenmotorschiff) gesetzlich vorgeschrieben.
1959 - erfolgreiche Matrosenprüfung mit Matrosenbrief am 06.10.1959 auch auf dem PRIWALL, in alter Verbundenheit
1961 - zum Jahresbeginn der 1. Seefahrtschulbesuch in Leer / Ostfriesland, ein neuer Lebensabschnitt beginnt ...
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MS RUHR 1956 im Hafen von Rheinhausen
MS RUHR DCAU Bj. 1953 #917 GHH Walsum BRT: 293 TDW: 390
Kapt. Müller
Kleine Fahrt (Nord- und Ostsee)
05.11.1955 - 14.05.1956 Decksjunge
15.05.1956 - 13.10.1956 Jungmann 11 M 07 T
Schepers Rhein - See Linie
Duisburg - Ruhrort
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MS MARGARETHA BISCHOFF DIOG Bj. 1956 Schichauwerft Bremerhaven BRT: 1679 TDW: 2295
Kapt. Jantz
Mittlere / Große Fahrt (Tramp)
27.12.1956 - 23.09.1957 Jungmann 08 M 26 T
Reederei Heinrich Bischoff
Hamburg
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MS CAROLA REITH 1957
Quelle: Werftarchiv Nordseewerke EmdenMS CAROLA REITH DGNN Bj. 1957 Nordseewerke Emden BRT: 8279 TDW: 11723
Kapt. Fretwurst
Große Fahrt (Bulk/Kohle, von USOK nach EUR)
18.12.1957 - 01.08.1958 Leichtmatrose 07 M 14 T
Orion SchiffahrtsGesellschaft Reith & Co.
Hamburg
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MS VOGELSBERG MS VOGELSBERG DIPA Bj. 1938 Lindholm Werft Göteborg BRT: 2303 TDW: 3760
Kapt. Bergmann
Große Fahrt (Tramp)
28.08.1958 - 30.04.1959 Leichtmatrose
01.05.1959 - 27.08.1959 Matrose 12 M 00 T
Hamburg
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MS ANKARA 1960 in AntwerpenMS ANKARA DIEN Bj. 1953 Flender Werke Lübeck BRT: 4609 TDW: 6580
Kapt. Stölken
Große Fahrt (Mittelmeer/Levante)
27.10.1959 - 14.07.1960 Matrose 08 M 18 T
Dienstende durch Unfall
Deutsche Levante Linie (RAO)
Hamburg
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SS PALMYRA
Foto: A. Duncan
Am 29.12.1944 für die Deutsche Dampfschifffahrts-Gesellschaft "Hansa", Bremen als
PAGENTURM (2) in Dienst gestellt.
Quelle Sammlung Peter Kiehlmann SS PALMYRA DIQF Bj. 1944 #433 (als SS FANGTURM 2) Dt. Werft Hamburg BRT: 1942 TDW: 3240
Kapt. Evers
Große Fahrt (Mittelmeer/Levante)
12.10.1960 - 16.12.1960 Matrose 02 M 04 T
Bock, Godoffroy & Co (DLL)
Hamburg
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1961 - Erster Seefahrtschulbesuch in Leer vom 06.01.1961 bis 13.05.1961 - Lehrgang zum Seesteuermann auf Kleiner Fahrt (A2) - Abschlussprüfung
Mit Gut bestanden.
Die Finanzierung dieses Schulbesuchs erfolgte durch eigenes Erspartes, wie damals bei vielen anderen Seefahrtschülern auch, denn als Matrose
konnte man auf sehr vielen Schiffen in der damaligen Zeit durch reichlich Überstunden sehr gutes Geld verdienen und somit auch entsprechend
ansparen.
Des weiteren wurde dort das Patent C1 - Seemotorführer und das allgemeine Sprechfunkzeugnis für den Seefunkdienst erworben.
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MS CALLA 1952 Werftprobefahrt auf der Weser
Quelle Werftarchiv Lürssen Bremen - Vegesack
MS CALLA DKES Bj. 1951 Lürssen Bremen - Vegesack BRT: 276 TDW: 380
Kleine Fahrt (Nord- und Ostsee)
Ahlmann Transport KG
Rendsburg
Im Anschluss an diese Prüfung mein erstes Schiff als Alleinsteuermann bei der Ahlmann Transport KG Bremen / Rendsburg (ein Tochterunternehmen der Ahlmann-Carlshütte KG Rendsburg-Büdelsdorf seit 1950), mit sofortiger Festanstellung als ständiger Urlaubsvertreter, was mich bei dieser Reederei 11 1/2 Jahre lang begleiten sollte.
MS CATRIN
Quelle: Sjöhistoriska museet Stockholm
MS CATRIN DEGM Bj. 1956 Holst Hamburg - Neuenfelde BRT: 299 TDW: 625
Kleine Fahrt (Nord- und Ostsee)
Ahlmann Transport KG
Bremen
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MS CIMBRIA 1962 in Lübeck
MS CIMBRIA DKET Bj. 1951 #155 Büsumer Schiffswerft Sielaff Büsum BRT: 293 TDW: 390
Kleine Fahrt (Nord- und Ostsee)
Dieses Schiff wurde im Herbst 1964 dann mein 1. Schiff als Kapitän
Ahlmann Transport KG
Rendsburg
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MS CARLLENE
Quelle: Sjöhistoriska museet Stockholm
MS CARLLENE DDQB Bj. 1958 #221 Holst Hamburg - Neuenfelde BRT: 298 TDW: 625
Kleine Fahrt (Nord- und Ostsee)
Ahlmann Transport KG
Bremen
MS CORONA 1966 in Mittel-SchwedenMS CORONA DEGO Bj. 1956 #1096 Husumer Werft Husum BRT: 298 TDW: 625
Kleine Fahrt (Nord- und Ostsee)
Ahlmann Transport KG
Bremen
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1964 - vom 15.10.1963 bis 10.03.1964 erfolgte dann der 2. Seefahrtschulbesuch in Leer >Lehrgang zum Kapitän auf Kleiner Fahrt I (A4)< und die
Abschlussprüfung wurde sogar Mit Auszeichnung bestanden. Auch dieser Schulbesuch wurde durch Geldmittel aus der eigenen Tasche finanziert,
damaliger Standard.
Bereits 6 Monate später dann die 1. mehrmonatige Urlaubsvertretung als Kapitän auf MS CIMBRIA in der Linienfahrt Lübeck - Stockholm - Lübeck
(10 tägig).
Mit meinen 24 Jahren war ich der jüngste Kapitän bei der Ahlmann Transport KG Rendsburg/Bremen. Unter Beibehaltung meines Status als ständiger
Urlaubsvertreter seit Mai 1961 wurde ich nach dem Einsatz als Kapitän auf MS CIMBRIA, im Anschluss daran auf allen Schiffen der Ahlmann Flotte
weiterhin vorzugsweise als Kapitän eingesetzt. Auf Nachfrage begründete unsere naut. Inspektion das mit meinen guten bis sehr guten Detail-
Kenntnissen aller Schiffe der Ahlmann Transport KG.
Auch mit den zwei Neubauten aus Büsum Mitte der 60er Jahre erging es mir nicht anders, ich war bis zum Dienstende im August 1972 ein allzeit
bereiter und ständiger Urlaubsvertreter vorzugsweise für diese 2 Schiffe (Wintereinsatz nördl. Ostsee!), aber bei Bedarf auch auf anderen Schiffen
dieser Reederei.
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MS CORNELIA
Quelle: Sjöhistoriska museet Stockholm
MS CORNELIA DEHT Bj. 1966 #219 Büsumer Werft GmbH Büsum BRT: 499 TDW: 1250
Kleine Fahrt (Nord- und Ostsee)
Diese beiden Büsumer Neubauten aus Mitte der 60er Jahre waren seinerzeit voll wintertauglich für den Einsatz in der Nördlichen Ostsee in den Wintermonaten, da mit höchster Eisklasse Eisklasse gebaut.
Ahlmann Transport KG
Bremen
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MS CORTINA
Quelle: Sjöhistoriska museet Stockholm
MS CORTINA DEIE Bj. 1966 #220 Büsumer Werft GmbH Büsum BRT: 499 TDW: 1250
Kleine Fahrt (Nord- und Ostsee)
Ahlmann Transport KG
Bremen
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1971 - Während eines Urlaubs habe ich des weiteren erfolgreich einen Lehrgang zum Kleinmaschinisten auf Seemotorschiffen CKü (ehemals C2) in Bremen -
Nord besucht. Leider berechtigte das ausgehändigte Nautiker Prüfungszeugnis CKü nicht die Aushändigung des entsprechenden CKü-Patents.
1972 - Nachdem die Ahlmann Transport KG mit dem Verkauf des MS CORTINA nach Frankreich nunmehr keine Schiffe mehr hatte, bot sich mir durch das
neue Patent AM seit 1970 ein - Lehrgang zum Kapitän auf Mittlerer Fahrt (AM) - an. Die Zulassung zu diesem Lehrgang an der FHS für Nautik in
Bremerhaven war ein Schulabschluss mit Mittlerer Reife (der mir ja fehlte!) oder ein A4/AK Prüfungszeugnis Mit GUT bestanden oder besser. Das
war das einzige Mal in meinem Berufs-Leben, wo mir mein A4-Prüfungszeugnis mit entsprechendem Prädikat eine wirklich echte Unterstützung
war. Und auch hier mussten 2 Semester aus der eigenen Tasche finanziert werden, wie so üblich.
Die Abschlussprüfung dort habe ich leider nur mit Note 2,1 bestanden. Wenn man mich im (Neben-) Fach Gesundheitslehre (Vornote 2,5 -
Zeugnisnote 3) zur mündlichen Prüfung zugelassen hätte, wäre im Zeugnis durchaus eine Note 2 möglich gewesen. Dann wäre der Notenschnitt
2,0 gewesen, im Bundesland Bremen damals eine Voraussetzung für die gleichzeitige Zuerkennung der Fachhochschulreife. Damit wäre für mich
der weitere Durchstieg zu einem verkürzten AG-Lehrgang möglich gewesen, was meine damaligen finanziellen Möglichkeiten aber bei weitem
überschritten hätte.
Daher erfolgte meinerseits damals kein "Kampf" zur Zulassung zu dieser für mich eigentlich wichtigen mündlichen Prüfung. Ob ich mich aber wirklich
gegen den starrsinnigen Medizinmann hätte durchsetzen können, sei auch aus heutiger Sicht nach wie vor dahin gestellt und fraglich.
1973 - Nach dem AM-Lehrgang hatte ich dann das Glück, per 01.08.1973 bei der Bruno Bischof Reederei Bremen eingestellt zu werden, zunächst als
1. Offz. auf den Schiffen MS BREMER NORDEN / MS BREMER WESTEN. Eingesetzt waren beide Schiffe vorzugsweise im Liniendienst Bremen -
Klaipeda / Riga - Bremen.
Per Mitte Nov. 1973 erfolgte nach 3 Monaten Fahrzeit als 1. Offz. auf MS BREMER NORDEN dann die 1. mehrwöchige Urlaubsvertretung als Kapitän
auf diesem Schiff.
MS BREMER NORDEN
Quelle Werftarchiv Lürssen Bremen - Vegesack
MS BREMER NORDEN DDSN Bj. 1961 #13326 Lürssen Bremen - Vegesack BRT: 999
TDW: 2000
Kleine Fahrt (Nord- und Ostsee)
BBR - Bruno Bischoff Reederei
Bremen
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MS BREMER WESTEN
Quelle: Werftarchiv Lürssen Bremen - Vegesack MS BREMER WESTEN DEFL Bj. 1962 #13327 Lürssen Bremen - Vegesack BRT: 999
TDW: 2000
Kleine Fahrt (Nord- und Ostsee)
BBR - Bruno Bischoff Reederei
Bremen
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1974 - Und es kam, wie es kommen musste ... Es kriselte mächtig in der intern. Schifffahrt, auch die BBR musste ihre Flotte reduzieren. Ich war zuletzt
gekommen, durfte zuerst auch wieder gehen und erhielt zum 30.06.1974 meine Kündigung.
Statt in der damaligen Krise weiterhin einen adequaten Job als Kapitän zu suchen, bemühte ich mich, einen Land-Job zu finden, was aus heutiger
Sicht gesehen auch mehr als gut geklappt hat (mehr und detailliert darüber auf der Seite ->Land-Jobs).
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